重要声明:本文经Wolfgang Haber教授本人授权发布中文翻译稿。如需转载,请联系译者。
本文为Haber教授于2015年6月4日在安哈尔特大学召开的第16届国际数字景观大会上所作演讲全文,内容摘自教授本人于2014年10月10号在“Weihenstephaner论坛”所作主旨报告。原文链接:http://www.landschaft.wzw.tum.de/7-Weihenstephaner-Forum-2014.145.0.html
编者按:什么是自然保护?什么是环境保护?自然与环境的区别是什么?权威生态学是否适合于未来的自然保护?在当前中国环境问题日益突出的时代背景下,生态与自然保护同样也成为风景园林从业者身上的一项责任。如何在发展中处理好“人与自然的矛盾,保护与利用的矛盾”?这始终是风景园林学科的一大命题。本文介绍德国景观生态学奠基人Wolfgang Haber教授的学术新作《自然保护3.0》,希望能够为相关专业人士勇挑肩头责任、直面学科问题时,提供一些关于学科发展的启发,并引发相关的讨论。
Wolfgang Haber教授,1925年生,早年曾在慕尼黑,明斯特,斯图加特等等多个著名德国高校学习生态学,植物学,化学,地球生物学等等基础学科和实践研究。
自1966年执教于慕尼黑工业大学;
1990年至1996年,曾任国际生态协会(International Association of Ecology )主席;
1993年被德国联邦环境基金会授予“环境保护奖”;
1996年职教退休后,又受慕尼黑工大邀请,组建慕尼黑工大的“景观保护研究所”(Instituts für Landschaftspflege der TU München),并在此工作至今。
Haber教授的研究领域不仅涉及到,生态学,动物性,植物性,地理学等基础理论学科,形成了景观生态学自身的学科理论基础。而且,在应用领域也涉及到:土地利用,自然保护,自然系统和人类干预系统研究,自然和国家公园,以及生态学为基础的景观规划等等方面。他是德国著名的景观生态学基础学科的理论家,奠基了当代德国景观生态学的基础,被尊称为“德国景观生态学之父”。并于2006至2008年间,受到中国科学院邀请,以客座教授身份多次到中国讲学。
引言
自然保护是一个新生的事物 ,是一个西方的城市人民所倡导的概念 。他更多地服务于城市人而不是自然本身。自然保护的复杂的多样性以及人类对其认识的动态变化,造成了保护标准制定的困难。自然保护中的情绪和感性的因素,更倾向于专制,有时往往比理性行为更强烈地影响了保护规则的制定。
在19世纪,城市工业时代的转变过程中,产生了土地利用的现代化,并以此满足不断增加的城市供应的要求。在此过程中,景观失去了很多它的天然成分。同时,这带来了城市市民阶级(而不是在乡村!)的环境保护意识。这些市民的幸福生活,是在土地集约利用的基础上建立起来的。这样的集约的土地利用形式,同时也是由负责任的市民所设计发展出来的。“保护自然”与“满足人们基本生活供给”,这两个方面相互交织,并不断冲突变化至今。
(在这样的现代化过程中)自然保护很快成为了国家的责任,并开始创建许多小的保护区,以保护稀有美丽的动植物物种。对于包含了自然保护并影响保护对象的文化景观,最开始并没有被列入考虑范围之内。第一个德国自然保护法是1935年诞生的。名为“一切形式的自然保护”,也包括景观保护(只有景观形态的保护)。但这部法律的内涵也还只是涉及到生物界的保护问题,仍然没有考虑土地利用变化(对于自然)的影响。
1. 生态学新规则的产生
20世纪的人口和城市化的持续增长,加剧了土地往 “非自然”利用方向的转变。与此同时,越来越多的市民向往到“外面的自然”里,度过闲暇时间并放松身心。这就促使了部分私立的自然公园的建立,并同时拉动了交通与旅游的发展。即使在城市,“自然”也以城市公园和花园的形式被创建。这些(新的公园绿地的建设)都增加了对于土地利用的需求。但在这个发展时期,官方的自然保护举措却很少。
人们对于自然生活的偏爱导致了:在1970年,(德国)一部《非生活环境保护法案》的诞生。在这部法律里, 空气、水、土壤、 废气和废物,作为一个单独的政策领域而产生。这部法律以其自身的规则和制度 ,迅速获得了巨大的影响力,并变成了对“自然保护”的反思。因为,自然和环境是不同的,但人们对其区别往往是不清楚的。一般情况下,环境几乎只涉及到与人类相关的部分。而自然中的价值和各个要素的比重关系,包括如“原野的大自然”,则与人类的环境是非常不同。
所有这些讨论和活动,在20世纪,越来越多地国际化了。同时在自然科学领域里,建立起来一门学科——生态学。它致力于,对生命、自然和环境几个方面的相互影响关系的研究。生态学,利用研究结果,来影响环保政策。这个(生态学新规则)的影响,在自然保护领域,颠覆了旧观念,开辟了新的道路。
生态学揭示了:所有生命体是如何在地球上存在的,以及所可能受到的生存威胁。这个基础是在很长的进化过程中,以自身的组织形式发展变化的。其中每一个生命都参与变化。 但同时,生命体所生存和利用的环境与生活也在变化。这也包括破坏或杀死其他生命!尽管有这样的矛盾,(这样的矛盾结果)“作用于”生命是需要很长的时间。两种变化的模式有助于我们理解“生命之树”的形成。“生命之树”代表生物进化过程的丰富性和多样性,以及生态系统进化的演变。自然土地生态系统原理图,则说明生命的组织,植物,动物和微生物之间的劳动力资源使用的划分。“生命树”与“自然土地生态系统”这两款模型相互依存不断变化。
2. 人创造了自己的文化环境
在这个生命演化过程中,特殊的生命体“人”产生了。人作为一个在土地上生存的哺乳动物具有特别的的智力天赋,而这种智能又依赖于人的动物性的官能而存在。这种生物性和精神性的合体,塑造了一个完整的人。并通过迁徙发展而遍布全球,成为地球人。地球人创造了,相对于自然的“文化环境”。并且,这个“文化环境” 越来越多地脱离于的自然生态系统的定律而发展着。例如:人类寿命的延长与繁衍的增加。
人类文化进化过程的一个重要选择是过渡到农业。农业以农田地和村庄地作为非自然系统而出现,同时“荒野的自然”被视为农业的敌人受到了抑制。这样的文化景观为人们提供食物和原材料,并成为了人们的生存环境。从农业定居点发展到城市,并且持续不断完善技术和工业基础设施。这样的技术系统支持的“文化环境”,成为都市文明和人类主要栖息地的中心,但在功能上依赖于周边的农村地区,并通过对周边农村地区的经营,塑造了“文化景观”。并且,所有这些“文化环境”的发展过程是不可逆转的。(一个大都市的文化景观,不可逆转为大麦田。)
值得我们注意的一点是:在一个人类群体中 ,如果能够保证高质量的生活水平, 为他们的环境中剩余的自然元素的升值的意识就自然觉醒了。在这种情况下,“自然保护”作为政治性决策的权重也会增加。然而如果生态进化过程中的人与自然的关系仍然未知,就可能会限制或停止文明与技术的发展,进而出现放弃或者破坏自然的情况。这种(限制与妨碍的)背后是由环保主义的坚定的信念所支撑的愿望:“生活与自然和谐”。这是(环保主义者)所提倡的价值。作为环境保护的重要的衡量标准,目前是以物种多样性的形式来保护生物多样性的,这个保护性的措施计划,目前到了2020年。对于(保护物种多样性)这样的想法,在生态学上几乎是作为拯救性原则,而被普遍认可的。
3. 没有生命能与自然和谐
生态学作为一门科学,而被作为虚幻不确定的战略和条例,作为最高的实施原则。但,人作为“异养型的动物”,必须每天伤害或杀死其他生物,来维持自己的生命。就算是其中一些动物幸免于难,人也不能与自然和谐相处。于是,出现了目前越来越多的“后增长”或“低增长”的想法,通过这样的方式,使得自然获得补偿。作为人类生活的指导模板,生态学原理基本上是不适用的。因为生态系统的权威组织,既不知道,也不懂得生命的权利,他们也没有正义或道德上的权利。他们已经让近99%的生命树死亡,并且不可能通过(权威生态理论指导下的)“自然保护”,而重塑人道主义尊严。
自然保护的立法和紧迫性仍然无可争议的。只是动机和行动,需要进行根本性地审查。自然保护是人类对于自然的多种需求之一。这些多种需求之间本身也存在着竞争关系,因为在地球表面上,陆地的面积是一定的。因此,有必要设置优先级。因为所有人,包括自然保护主义者自己,在身体和精神上都依赖食物,水,能源和建材。所以,尽管这会损害大自然,但出于人道主义原因还是要把以上资源的开采和利用放在首位。不过,这只有在星球上自然条件合适的情况下才可以,我们这个星球上的多样性使得,这样的资源开采并不是在所有地方都适宜。在土地利用上,用于粮食生产是区域的高生产率和生存的适应性,是优先重要的利用等级。并在生产的同时,应该确保严格生产效率得以保持。这种对生产效率的保持,也是属于自然保护的一部分!
自然保护最重要的因素在这里(这种生产优先等级下)不是生物多样性,而是大地上的土地利用以及土壤生命的多样性。这种多样性,被(对于供应不可缺少的)耕作,侵蚀,犁地,压实,施肥或腐殖质损失,在农村的广大土地上,而不断地被破坏着。但这种损害无法阻止,只能减弱。最好通过增加土地使用多样性和包容性的草原或休耕地。此外,应该保持绿篱,边界植物,沟渠和林地,在基本的所需范围。以维持最低比例要求的病虫害防治和地质侵蚀控制的能力。这种差异化的(小面积)土地利用的建设性保护存在于农业中,促进了景观和它的生物多样性。但这种小面积的土地利用方式,在农业产量上,目前确实仍然较低。
4. 让自然成为自然
在固有的生产力较低的地方,可以按照“增强多样性”的原则,而让土地脱离生产任务,而成为自然保护的对象。其中的一种做法就是“让自然成为自然”或“原野”。但这里必须同样兼顾考虑,作为农业用途的必要性。如果在这个土地上没有或很少适用于食品或原料的生产的用途,那么恢复和保持其自然的“野性”便是无可非议的了。大面积这样的土地,例如:荒原,被人看作是人迹罕至,或者是害怕到达的地方。另外,在山地,半沙漠和半干旱的草原以及水域地带,小面积的、点状的(生态保护)土地,无处不在。但是,大量的这样应该保护利用的土地,却常常因为人们的无意识,而被忽略掉了。
总结
“自然保护3.0”,必须超越今天的视野,而发展更广阔的前沿概念。自然条件多样性决定了:我们应该,针对一个地方的自然特点,定制具体的保护方针。必须承认:由人类创造的,满足人性需求的,以文化技术为文明导向的,并且由多数人意志所支持的“环境”的概念,因其内在兼容性有限,而不能适用于“自然保护”概念的全部内涵。
Naturschutz 3.0: Überlegungen zur Zukunft des Naturschutzes
Wolfgang HABER
Festvortrag am 4. Juni 2015
im Rahmen der 16ten Digital Landscape Architecture an der Hochschule Anhalt
Einführung
Naturschutz ist eine noch junge Erfindung westlicher Stadtmenschen und dient meistens mehr ihnen selbst als der Natur. Denn diese überfordert mit ihrer ungeheuren Vielfalt, Fülle und Dynamik das menschliche Verstehen und erschwert die Suche nach Kriterien für ihren Schutz. Dabei sind Empfindungen und Gefühle, die auch zu Verabsolutierung neigen, oft stärker als vernünftiges Handeln.
Der Übergang in das städtisch-industrielle Zeitalter im 19. Jahrhundert gab Anlass zu einer Modernisierung der Landnutzung, um die wachsenden städtischen Versorgungsansprüche zu erfüllen. Dadurch verlor die Landschaft viele ihrer naturnahen Bestandteile – und das brachte im städtischen Bürgertum (nicht auf dem Land, wo es passierte!) den Naturschutz hervor. Doch das Wohlergehen der Städter beruhte ja auf der intensiveren Landnutzung, die ebenfalls von verantwortungsvollen Stadtmenschen konzipiert wurde. Verantwortung für Erhaltung von Natur und für die Versorgungssicherheit der Menschen, die sich beide auch noch überschneiden, stehen seitdem in ständigem Konflikt.
Naturschutz wurde bald zur Staatsaufgabe und begann mit der Schaffung vieler kleiner Naturschutzgebiete zur Erhaltung der lebenden Natur in Form seltener oder schöner Tier- und Pflanzenarten. Dabei wurde die Kulturlandschaft, die ja die Schutzobjekte umgibt und beeinflusst, zunächst nicht berücksichtigt. Das erste deutsche Naturschutzgesetz von 1935 gebot zwar den “Schutz der Natur in allen ihren Erscheinungen” und bezog auch die Pflege der Landschaft (nicht aber deren Gestaltung) ein – doch seine Paragraphen galten nur der lebenden Natur und blieben ohne Einfluss auf die Landnutzungs-Änderungen.
1. Neue Disziplin Ökologie entstand
Im 20. Jahrhundert nahmen die Bevölkerung und ihre Verstädterung weiter zu und verstärkten die naturfremde Umgestaltung des Landes. Andererseits suchten die immer mobiler werdenden Stadtmenschen gern die „Natur draußen“ zur Freizeitverbringung und Erholung. Dazu wurden aus privater Initiative Naturparke eingerichtet, die zugleich aber Verkehr und Tourismus verstärkten. Auch in den Städten wurde mehr “Natur” in Form von gestalteten Grünflächen, Stadtparken und Gärten geschaffen, was aber den Landbedarf der Städte weiter erhöhte. An diesen Entwicklungen nahm der offizielle Naturschutz aber kaum teil.
Seine Bevorzugung der lebenden Natur bewirkte, dass um 1970 der Schutz der unbelebten Umwelt – Luft, Wasser, Boden, Klima – vor Emissionen und Abfällen als eigenes Politikfeld entstand. Es errang rasch großen Einfluss mit eigenen Gesetzen und Institutionen und wurde zum Naturschutz-Konkurrent. Was Natur und Umwelt unterscheidet, blieb oft unklar. Allgemein wird Umwelt fast nur auf den Menschen bezogen, doch Wert und Gewicht ihrer Bestandteile, die auch “wilde Natur” umfassen, werden sehr unterschiedlich eingeschätzt.
Alle diese Diskussionen und Aktivitäten wurden im 20. Jahrhundert immer mehr internationalisiert. Zugleich etablierte sich in der Naturwissenschaft die neue Disziplin Ökologie, die das Zusammenspiel von Leben, Natur und Umwelt untersucht und mit ihren Erkenntnissen die Natur- und Umweltschutzpolitik stark beeinflusst, neue Wege weist und alte Ideen umstößt.
Ökologie zeigt auf, wie alles Leben auf der Erde von der unbelebten Natur getragen und zugleich bedroht wird. Es hat sich auf dieser Basis in langer Evolution mit einer eigenen Organisation entwickelt, in die jedes Lebewesen einbezogen ist – aber auch von ihr lebt, indem es sie nutzt. Dazu gehört auch Schädigung oder Tötung anderen Lebens! Trotz solcher Gegensätzlichkeiten “funktioniert” Leben dauerhaft. Zwei Modelle verhelfen zu dessen Verständnis: der Stammbaum des Lebens (Fig. 2), der seine Evolution mit Fülle und Vielfalt darstellt, und das Ökosystem-Schema, das die Lebensorganisation mit der Arbeitsteilung zwischen Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen in der Ressourcennutzung veranschaulicht (Fig. 3). Beide Modelle bedingen einander in ständigen Wandel.
2. Menschen schufen eigene Kultur-Umwelt
Aus dieser Lebensevolution ist das Sonder-Lebewesen Mensch hervorgegangen: ein Land bewohnendes Säugetier mit zusätzlicher intellektueller Begabung, die aber von den tierischen Funktionen abhängt. Mit dieser bio-mentalen Ausstattung schufen sich die Menschen, verbunden mit Ausbreitung über die Erde, ihre eigene Kultur-Umwelt gegen die Natur und entzogen sich immer mehr den natürlichen Ökosystem-Regulierungen, vor allem bezüglich Lebensdauer, Fortpflanzung und Vermehrung.
Entscheidend war der Übergang zur Landwirtschaft, mit der Acker- und Siedlungsland als naturfremde Systeme entstanden und die “wilde” Natur als deren Feind verdrängten. Dieses Kulturland versorgt die Menschen mit Nahrung und Rohstoffen und wurde ihre eigentliche Umwelt. Aus dem Siedlungsland entwickelte sich die Stadt mit ständig vervollkommneter technisch-industrieller Infrastruktur. Das Techno-System Großstadt wurde zum Zentrum der Zivilisation und menschlichen Haupt-Lebensraum, ist (und bleibt) aber funktional abhängig von dem sie umgebenden ländlichen Raum mit seiner durch Bewirtschaftung gestalteten „Kulturlandschaft“ (vgl. Fig. 4-7). Alle diese Entwicklungen sind irreversibel.
Hervorhebung verdient dabei aber, dass in einer Menschheitsgruppe – nach Erreichung eines gesichert hohen Lebensstandards – eine Wertschätzung für die noch verbliebenen natürlichen Bestandteile ihrer Umwelt als “Naturschutz” erwachte und politisch Gewicht gewann. Die ökologisch-evolutionären Mensch-Natur-Zusammenhänge waren da allerdings noch unbekannt, so dass sich Ideen von Beschränkungen oder Anhalten zivilisatorisch-technischer Entwicklungen, von Verzicht oder gar Umkehr zugunsten von Natur ausbreiten konnten. Dahinter stand der von tiefer Überzeugung getragene Wunsch der Naturschützer nach einem “Leben im Einklang mit der Natur”, der ein Eigenwert zugesprochen wurde. Als wichtiger Maßstab dafür gilt derzeit die Erhaltung der Biodiversität in Form der Artenvielfalt, deren Abnahme bis zum Schlüsseljahr 2020 anzuhalten ist. Für diese Vorstellungen wird von der Ökologie, die geradezu als Heilslehre gilt, volle Unterstützung erwartet.
3. Kein Leben im Einklang mit der Natur
Die Ökologie als Wissenschaft bezeichnet diese Einstellungen als weitgehend illusionär und die dazu erlassenen Strategien und Vorschriften als höchstens teilweise umsetzbar. Der Mensch als heterotrophes “ökosystemares Tier”, das zum eigenen Leben täglich Billionen anderer Lebewesen schädigen oder töten muss, kann nicht im Einklang mit der Natur leben, auch wenn er andere Tiere verschont. Dabei wachsen Zahl, wie auch Ansprüche der Menschen global weiter an, was alle Postwachstums- oder Degrowth-Ideen unterläuft. Als menschliches Lebensvorbild ist die Ökologie grundsätzlich ungeeignet, denn die dafür maßgebende Ökosystem-Organisation kennt weder Werte, noch individuelle Lebensrechte, keine Gerechtigkeit oder Moral; sie hat ja fast 99 % aller Arten des Lebens-Stammbaums wieder aussterben lassen und lässt sich auch durch Naturschutz nicht humanitär umgestalten.
Berechtigung und Notwendigkeit von Naturschutz bleiben dennoch unbestritten; nur die Motive und Maßnahmen bedürfen grundlegender Überprüfung. Naturschutz ist einer von mehreren menschlichen Ansprüchen an die Natur, die miteinander konkurrieren – auf einer irdischen Gesamtfläche, die vor allem als Landfläche nicht vermehrbar ist. Es sind daher Prioritäten zu setzen. Weil alle Menschen, auch die Naturschützer, physisch und geistig von Nahrung, Wasser, Energie und Baustoffen abhängen, muss deren Gewinnung oder Erzeugung – obwohl dies die Natur schädigt! – aus humanitären Gründen Vorrang haben. Dieser ist aber nur dort gerechtfertigt, wo sich die Natur des Planeten dafür eignet – was dank ihrer Vielfältigkeit nicht überall zutrifft. Für die Nahrungserzeugung sind dies die Gebiete mit von Natur gegebener hoher Produktivität und Fruchtbarkeit, wo ihr unbedingt Priorität zu gewähren ist – aber zugleich streng dafür zu sorgen ist, dass die Produktivität erhalten bleibt. Auch das gehört zum Naturschutz!
Doch sein wichtigstes Schutzgut ist hier nicht die Artenvielfalt, sondern (auf dem Land) der Boden mit der Vielfalt des Bodenlebens, die durch den (für die Versorgung unentbehrlichen) Ackerbau durch Erosion, Pflügen, Verdichtung, Düngung oder Humusschwund ständig geschädigt werden. Diese Schäden lassen sich nicht unterbinden, sondern nur mildern, und zwar am besten durch Steigerung der Nutzungsvielfalt und auch Einbeziehung von Grünland oder Brachen. Außerdem ist ein Mindestanteil von Hecken, Rainen, Gräben und Waldstücken im Verbund erforderlich, die der biologischen Schädlingsbekämpfung und dem Erosionsschutz dienen. Diese differenzierte Landnutzung bezieht Naturschutz konstruktiv in die Landwirtschaft ein, fördert die Landschafts- und mit ihr auch die Artenvielfalt, die im ertragreichen Kulturen ja gering bleibt.
4. Natur Natur sein lassen
Auf den von Natur aus weniger produktiven Standorten kann dem Naturschutz mit zunehmender Vielfalt seiner Ansprüche das Feld überlassen werden. Einer davon lautet „Natur Natur sein lassen“ oder „Wildnis“. Aber hier muss das gleiche Prinzip wie bei der agrarischen Nutzung gelten. Die Erhaltung „wilder“ Natur ist nur auf Standorten vertretbar, die sich für Nahrungs- oder Rohstofferzeugung nicht oder wenig eignen. Großflächig gibt es solche Wildnis, die von Menschen je nach Einstellung geschätzt oder gefürchtet wird, in Hochgebirgen, Halbwüsten und Trockensteppen sowie in den Weltmeeren, kleinflächig und punktuell aber fast überall, wo menschliche Nutzung und Pflege vernachlässigt oder, mit oder ohne Absicht, eingestellt werden.
“Naturschutz 3,0” muss also jenseits heutiger Vorschriften ganz neue Konzepte entwickeln. Naturvielfalt bedingt, dass immer wieder ein anderer, dem Standort angepasster Naturschutz betrieben wird. Er muss dabei anerkennen, dass die von den Menschen für ihre humanitären Bedürfnisse geschaffene, kulturell-technisch-zivilisatorische Sonder-Umwelt, in der fast alle damit nicht vereinbaren ökologischen Regulierungen ausgeschaltet wurden, nur begrenzt naturkonform sein und einem „Eigenwert“ der Natur nicht entsprechen kann.
Kurzfassung eines Vortrags aus dem “Weihenstephaner Forum” von 10. 10. 2014,
– s. http://www.landschaft.wzw.tum.de/7-Weihenstephaner-Forum-2014.145.0.html
Text ist veröffentlicht in bdla Landschaftsarchitekten 1/2015, S. 4-5, sowie in “nodium”, Zeitschrift des Alumni-Clubs der TU München, Nr. 7, 2015, S. 62-67.
Literatur
- Ellis, E.C., & Ramankutty, N. (2008): Putting people in the map: anthropogenic biomes of the world. In: Frontiers in Ecology and the Environment 6, S. 439-447.
- Foley, J.A., Defries, R. und 17 weitere Autoren (2005): Global consequences of land use. In: Science 309, S. 570-574.
- Haber, W. (1993): Ökologische Grundlagen des Umweltschutzes. Economica Verlag, Bonn. (Umweltschutz – Grundlagen und Praxis Band 1). 98 S.
- Haber, W. (2014): Landwirtschaft und Naturschutz. Verlag Wiley-VCH, Weinheim. 298 S.
- Heißenhuber, A., et al. (2004) : Visualisierung und Bewertung ausgewählter Landnutzungsentwicklungen. In: Natur und Landschaft 79, S. 159-166.
- Stetter, K. O. (2011): Leben nahe dem Siedepunkt von Wasser. In: Rundgespräche der Kommission für Ökologie der Bayer. Akademie der Wissenschaften Band 39 („Leben unter extremen Bedingungen“), S. 17-27. Verlag Dr. Pfeil, München.